Ich stehe hier in unserem Konferenzraum vor dem überlebensgroßen Porträt Boris Beckers, das in einem FanFrame vollflächig, in diesem für uns wichtigen Raum für Kundenpräsentationen, eine ganze Wand ziert. Warum ist schnell erklärt!
Es soll unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unsere Kunden, aber auch uns als Inhaber stets an unsere Anfänge bei APA Brands Events Solutions erinnern.
Am 7. Juli geschah im Jahr 1985 in Wimbledon historisches. Boris Becker stand als 17-Jähriger im Endspiel eines der wichtigsten Tennisturniere der Welt gegen den Südafrikaner Kevin Curren. In einem engen Match entschied der Youngster aus Leimen das Match für sich. Durch diesen Triumph wurde Boris zum jüngsten Wimbledon-Champion aller Zeiten. Es war der Start in eine furiose Karriere, in deren Verlauf er insgesamt 64 Turnier-Siege einsackte und sechs Grand-Slams gewann.
Zwei Monate später gründete ich mit meinem Freund und Geschäftspartner APA. Ziel war es, auf der Erfolgsgeschichte dieses jungen Ausnahmetalentes aufzubauen und mit dem noch nie da gewesenen Tennishype ein Unternehmen aufzubauen. Wir entwickelten seinerzeit den ersten Tennisblendenvertrieb für bedruckte Werbe-Tennisblenden via Katalogversand als Direct Mail Order. E-Mail Versand gab es noch nicht – man schrieb noch Telexe oder versendete eben, wie der Otto-Versand und wir, Kataloge per Post. Damit boten wir den Tennisvereinen die Chance, sich zu refinanzieren und Werbepartner zu gewinnen, um den Spielbetrieb oder die Clubanlage mitzufinanzieren.
Bis heute eines der „Brot und Butter Geschäfte“ unseres Hauses. Umso mehr betrübt es mich, was aus dieser Ikone geworden ist.
Ein junger Mann, der über Nacht in den Tennishimmel aufstieg, riesige Erfolge feierte – Werbeverträge, Medienrummel, Millionen-Honorare.
Gerade hier lag das Problem von Boris Becker. Zu jung, zu viel, zu schnell. Schlechte Berater, falsche Freunde, beratungsresistenter Boris, spätestens ab seinem 18. Geburtstag. Man kann über Ion Tiriac sagen was man will, aber hätte Boris Becker es ‘93 nicht zum Bruch mit dem Top-Manager kommen lassen, wäre die Geschichte vermutlich anders verlaufen.
Ich suche nicht nach Entschuldigungen für Boris, aber es hilft mir, meine Wehmut über diesen tiefen Fall besser zu kompensieren. Das Gerichtsurteil mag gerecht sein, auch wenn viele abgezockte skrupellose Manager wahrscheinlich deutlich besser davon gekommen sind als Boris Becker jetzt. Justiz bleibt dabei so viel mehr als Gerechtigkeit.
Ein Gericht ist immer auch die Bühne für die Begegnung mit einem Menschen, einem Lebensweg, einer Gesellschaft. In diesem Fall einfach tragisch.
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