Wie hat sich die Sportbranche in den letzten Jahrzehnten entwickelt?
Diese Frage beantwortet unser CEO und Mitgründer Peter Adelfang im SPOBIS Interview. Taucht mit ihm ein in die vergangenen 40 Jahre seit der Gründung von APA und erfahrt, welche Herausforderungen er gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Christoph A. Parbel gemeistert hat und welche besonderen Momente für immer in ihren Erinnerungen bleiben werden. Außerdem teilt er wertvolle Tipps für junge Menschen, die eine Karriere in der Sport- und Eventbranche anstreben.
Im Jahr 2025 feiert der Eventausstatter APA sein 40-jähriges Jubiläum. Im SPOBIS-Interview blickt Peter Adelfang, Mitgründer und Geschäftsführer, auf vier Jahrzehnte im Sportbusiness zurück und spricht offen über die Veränderungen in der Branche.
SPOBIS: Herr Adelfang, das Sportbusiness hat sich in den letzten 40 Jahren rasant verändert. Sie hingegen kaum: Man sieht und erlebt Sie weiter stets adrett gekleidet und förmlich sowie verbindlich im Auftritt. In der meist lockeren und oft hektischen Atmosphäre des Sport- und Eventbusiness fällt das auf. Gab es jemals einen Moment, in dem Sie derangiert wirkten?
Adelfang: Das ist eine interessante Frage (lacht). Ich achte sehr darauf, mich gut zu kleiden – nicht, um anderen zu gefallen, sondern weil es mir selbst gefällt. Aber ja, es gab einen Moment, der mir noch immer im Gedächtnis geblieben ist. Im Jahr 2005 war ich bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf verantwortlich für die Infrastruktur im Bereich des Signage & Brandings. Drei Tage vor Beginn des Events gab es einen massiven Schneesturm, der die gesamte Technik und die Sponsorenbanner in die Luft wirbelte. Wir hatten nur wenige Tage, um alles zu reparieren. Es handelte sich um etwa 500 Laufmeter Rotorsysteme und 5 Kilometer Bandenwerbung im Tiefschnee. Ich rief 30 Leute aus dem Büro zusammen – Bürokräfte, Azubis – und wir haben alle gemeinsam gearbeitet. Da war ich dann tatsächlich nicht mehr im Anzug, sondern einfach komplett derangiert – und das in jeder Hinsicht.
SPOBIS: Mit Erfolg?
Adelfang: Als die Veranstaltung losging, strahlte der Himmel blau und alles war perfekt in Szene gesetzt. Der damalige Europachef von IMG, Christian Pirzer, kam zu mir, lächelte und sagte: „Ich weiß gar nicht, warum ihr so viel Stress gemacht habt – das sieht doch alles sensationell aus!“
SPOBIS: Ein Unternehmen aufzubauen und 40 Jahre erfolgreich zu führen, verdient Respekt. Was war Ihre größte Herausforderung in all der Zeit? Gab es auch mal finanzielle Engpässe?
Adelfang: Die erste Krise erlebten wir direkt zu Beginn, 1985, als wir APA gründeten. Mein Partner und ich waren damals Anfang 20 und hatten keinen Plan, wie man ein Unternehmen richtig führt. Wir hatten einen guten Businessplan, die Banken standen hinter uns, aber am Ende des Jahres waren wir illiquide.
SPOBIS: Wie kamen sie da wieder raus?
Adelfang: Mein Partner Christoph A. Parbel, der die Finanzen verantwortete, und ich trafen damals eine sehr riskante Entscheidung. Wir suchten uns einen potenziellen Kunden aus, bei dem wir wussten, dass er ein großes Budget im Markt hatte. Es war damals der Inhaber von Trigema, Wolfgang Grupp. Wir haben ihm gesagt: Wenn wir es heute noch nach Burladingen schaffen, um einen Scheck abzuholen, bekommen Sie von uns einen absoluten Sonderpreis. Er zögerte nicht und bezahlte uns sofort. Dennoch war das bisher unsere größte Lehre.
SPOBIS: Wenn Sie heute zurückblicken – was war Ihre beste Geschäftsidee und was haben Sie daraus gelernt?
Adelfang: Meine beste Geschäftsidee war gleichzeitig auch meine schlechteste – und das ausgerechnet auf sehr persönlicher Ebene. Vor 30 Jahren habe ich meine Frau geheiratet. Der Haken daran? Sie war die Verwaltungschefin bei APA. Mein Partner und ich hatten uns bereits bei der Gründung versprochen, Privates und Geschäftliches strikt zu trennen. Also musste sie das Unternehmen verlassen. Das hat meinen für Finanzen zuständigen Partner etwas geärgert, da wir ihre Position auf drei Stellen aufteilen mussten. Aber im Rückblick war es die richtige Entscheidung. Denn sie ist bis heute nicht nur meine Ehefrau und Mutter unserer beiden Kinder, sondern auch meine wichtigste Beraterin.
SPOBIS: Und was war der größte Fehler in Ihrer Karriere?
Adelfang: Der größte Fehler war im ersten Durchgang der Versuch, unsere eigenen Produktionskapazitäten aufzubauen, ohne wirklich zu wissen, was wir taten. Zu Beginn waren wir ein reines Handelshaus – unser Fokus lag auf dem Einkauf und Weiterverkauf von Produkten. Doch irgendwann wurden unsere Lieferanten immer mächtiger und begannen, uns die Preise zu diktieren. Also entschieden wir uns, die Produktion selbst in die Hand zu nehmen. Das war ein Fehler, weil wir zunächst keinerlei Erfahrung hatten. Wir haben viel Lehrgeld bezahlt, aber letztlich war es die richtige Entscheidung, auch wenn wir es damals anders hätten angehen können. Wir hätten uns Experten ins Haus holen sollen, statt alles selbst zu versuchen. Aber das ist die Natur des Unternehmertums – man lernt aus seinen Fehlern.
SPOBIS: Wenn Sie ein Event hervorheben müssten, das Sie besonders inspiriert hat – welches wäre das?
Adelfang: Das ist relativ einfach: Es waren die Special Olympic World Games in Berlin im Jahr 2023. Wir haben viele große Events organisiert, aber die Special Olympics haben mich auf einer ganz anderen Ebene berührt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Athleten mit Behinderung sich durch Sport eine Wertschätzung erarbeiten und wie sie auf der Bühne stehen, stolz und glücklich. Es war eine der schönsten Erfahrungen in meiner Karriere und hat mir gezeigt, dass es im Business nicht nur um Profit geht.
SPOBIS: Apropos Profit: Wie hat sich das Sportbusiness in den letzten 40 Jahren verändert?
Adelfang: Wenn ich auf die letzten vier Jahrzehnten zurückblicke, muss ich leider feststellen, dass die Moral im Geschäft – vor allem im Sport – aus meiner Sicht stark gelitten hat. Früher haben wir Geschäfte mit einem Handschlag gemacht – heute ist das nicht mehr möglich. In den letzten zehn Jahren hat sich die Branche zunehmend professionalisiert, aber auch kommerzialisiert: Der Sport, die Athleten, die Menschen stehen nicht mehr im Mittelpunkt. Früher waren sich Partner gegenseitig loyal. Heute werden neue Verträge ohne Rücksicht auf bestehende Beziehungen geschlossen – das bedauere ich. Dafür erfreut es mich zu beobachten, wie sich die letzten Jahre Widerstände auftun und in vielen Bereichen bereits ein Umdenken stattfindet. Wertschätzung und Fairness bekommen wieder mehr Bedeutung. Das lässt hoffen.
SPOBIS: Haben Sie ein konkretes Beispiel dafür, dass die Moral im Sportbusiness leidet?
Adelfang: Was mir immer wieder auffällt, ist die Art und Weise, wie die Veranstalter das große Geld verdienen, während wir als Dienstleister oftmals kaum genug verdienen, um unsere Löhne zu bezahlen. Wir diskutieren über jeden Euro, wenn es darum geht, eine Bande zu produzieren. Aber wenn diese Banden dann ins Bild gesetzt werden, generieren sie Erlöse in Millionenhöhe. Es ist eine gewisse Perversion des Geschäfts.
SPOBIS: Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die in die Sport- und Eventbranche einsteigen möchten?
Adelfang: Unser Job bedeutet, dass du, während andere in der Kneipe sitzen und ein Sportevent live genießen, draußen im Regen stehst und hart arbeitest. Es ist ein Knochenjob. Die Branche erfordert viel Einsatz, Flexibilität und auch ein gewisses Durchhaltevermögen. Viele junge Menschen kommen zu Beginn begeistert ins Eventbusiness, weil sie coole Events erleben wollen. Aber dann kommt die Realität: nächtliche Auf- und Abbauten bei Regen und Kälte, harte Arbeit an Wochenenden und Feiertagen. Ich sage immer: Mach ein Praktikum, erlebe die Branche hautnah und entscheide dann, ob du wirklich dafür brennst.
SPOBIS: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für junge Menschen?
Adelfang: Ich beobachte bei vielen jungen Menschen eine gewisse Konzeptlosigkeit, die mir Sorgen macht. Sie schwanken oft zwischen verschiedenen Optionen, ohne sich wirklich festzulegen oder eine klare Richtung einzuschlagen. Es ist dieser Trend, sich nicht zu binden – vielleicht aus der Angst heraus, eine falsche Entscheidung zu treffen. Zudem ist der Wunsch nach einer guten Work-Life-Balance und der Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit in der jungen Generation sehr ausgeprägt, und das ist völlig verständlich. Aber wenn du in die Eventbranche gehst, muss dir klar sein, dass es nicht nur um den Job geht. Es geht um Leidenschaft – um eine tiefe Begeisterung für das, was du tust. Wer das nicht mitbringt, wird auf Dauer nicht glücklich.
SPOBIS: Sie sind jetzt 61 Jahre alt. Was wünschen Sie sich von den nächsten zehn Jahren?
Adelfang: Familiengeführte Unternehmen sind von einer besonderen Prägung und ticken anders als große Konzerne. Wir haben einen klaren Plan. Wir haben ein kompetentes Management Board über die letzten 15 Jahre etabliert. Zudem haben wir Anfang letzten Jahres Sebastian Kunitz zum Prokuristen ernannt. Er soll das Unternehmen zunehmend nach außen vertreten und hat bereits seit einigen Jahren bei wichtigen vertraglichen Abschlüssen die Verantwortung übernommen. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht und nicht immer einfach ist, aber er sichert den Fortbestand des Unternehmens. Ich werde in Zukunft mehr und mehr die Rolle des Mentors und Coaches übernehmen. Mein Job wird es sein, Türen zu öffnen.
SPOBIS: Herr Adelfang, vielen Dank für das Gespräch.
Redakteur: Robin Fillinger
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